Wie ein Autorenteam um die Epidemiologin Hannah Weir in der Fachzeitschrift Cancer berichtete, werden bis zum Jahr 2020 Erkrankungen wie Lungen-, Brust-, Gebärmutter- und Schilddrüsenkrebs bei Frauen in den USA den größten Anstieg von Neuerkrankungen verzeichnen. Diese Prognose entspricht dem Trend, der sich auch in Deutschland seit einigen Jahren abzeichnet: So wurden im Jahr 2014 hierzulande 4.200 Frauen registriert, die neu am Schilddrüsenkarzinom erkrankten, während es im Jahr 2000 noch 2.700 waren.
Knotige Veränderungen der Schilddrüse finden sich bei etwa einem Viertel der bundesdeutschen Bevölkerung. Die große Mehrzahl dieser Schilddrüsenknoten ist jedoch gutartig. Bei der Untersuchung der Schilddrüse hilft eine Kombination aus Ultraschall, der nuklearmedizinischen Schilddrüsen-Szintigraphie sowie gegebenenfalls einer Feinnadelpunktion, um frühzeitig bösartige Knoten zu erkennen. Hat sich Schilddrüsenkrebs gebildet, muss der Schilddrüsentumor – und damit auch die gesamte Schilddrüse – operativ entfernt werden. Dies soll aber so schonend geschehen, dass weder eine Verletzung der Stimmbandnerven noch eine Schädigung der direkt neben der Schilddrüse liegenden Nebenschilddrüsen drohen. Daher kann auch nach einer solchen Operation eine geringe Menge Restschilddrüsengewebe zurückbleiben. Es ist dann die Aufgabe der risikoarmen, nuklearmedizinischen Radioiodtherapie, das verbliebene Schilddrüsengewebe und darin eventuell noch enthaltene Tumorzellen sowie mögliche frühe Absiedlungen von Schilddrüsenkarzinomzellen komplett zu beseitigen. Dies ist möglich, weil die Schilddrüse als einziges Organ des menschlichen Körpers die Fähigkeit hat, Iod in ihren Zellen anzureichern. Die Radioiodtherapie macht sich diese Eigenschaft zu Nutze: Dem Patienten wird in Form einer Kapsel radioaktives Iod-131 verabreicht, welches vom verbliebenen Gewebe der Schilddrüse beziehungsweise von den befallenen Zellen gespeichert wird und diese so zerstört. Die therapeutisch wirksamen β-Strahlen im Gewebe haben dabei nur eine Reichweite von wenigen Millimetern, sodass das gesunde Umgebungsgewebe und die anderen Organe geschont werden.
Diese Kombination aus Operation plus einer sich daran anschließenden Radioiodtherapie eröffnet sehr gute Heilungschancen bei Schilddrüsenkrebs. Derart behandelt, dürfen die Patienten mit einer normalen Lebenserwartung rechnen – das zeigen aktuelle Daten über einen Beobachtungszeitraum von dreißig Jahren, die unter anderem am Universitätsklinikum Würzburg gesammelt wurden. Der Krebs kehrt nur bei weniger als fünf Prozent der Patienten zurück. Damit erreichen die Patienten eine Lebenserwartung, die mit der gesunder Menschen vergleichbar ist.
MEDICA.de; Quelle: Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V.