"Das ist nicht unproblematisch, denn diese Datensätze sind meist nicht für Fragestellungen der Versorgungsforschung konzipiert", erklärt Prof. Karl Werdan, Vorstandsmitglied der DGK. "Im Grunde können wir anhand dieser Daten nur Analysen vornehmen, die Verzerrungen erhalten, weil die Daten nicht zu 100 Prozent auf die Fragestellung passen." Große Register und Studien, die auf bestimmte Fragestellungen hin angelegt werden, seien in der Versorgungsforschung noch immer die Ausnahme.
Ein Missstand, den das neue DGK-Zentrum für Kardiologische Versorgungsforschung beheben soll. Das Zentrum ist auf Initiative der DGK, der Arbeitsgemeinschaft Leitende Kardiologische Krankenhausärzte (ALKK), des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen (BNK), des Bundes Deutscher Internisten (BDI) mit der Sektion Kardiologie und der Stiftung Institut für Herzinfarktforschung (Stiftung IHF) gegründet worden und hat nun seine Arbeit aufgenommen. Durch die Zusammenarbeit kann das Zentrum alle Bereiche der kardiologischen Versorgung mit hervorragender Expertise abdecken und bündelt große Erfahrung im wichtigen Bereich der Versorgungsforschung.
"Wir werden gemeinsam Themen aus der kardiologischen Versorgungsforschung untersuchen, zu denen es im Sinne der evidenzbasierten Medizin keine ausreichend guten Daten gibt", verspricht Werdan, der Vorsitzender des Leitungsausschusses des Zentrums ist. "Das betrifft vor allem die weniger kostenintensiven Behandlungen, zu denen die Kostenträger meist keine Daten erheben und uns daher nicht viele Erkenntnisse zu vorliegen."
Da große Unterschiede in den Strukturen im Gesundheitswesen zwischen den einzelnen Ländern bestehen, müssen Daten dazu erhoben werden, ob Medikamente und Devices in den unterschiedlichen Strukturen der jeweiligen Nationen mit vergleichbarer Wirksamkeit eingesetzt werden.
"Immer öfter erscheinen inzwischen Publikationen, die die kardiologische Versorgungssituation in unterschiedlichen Ländern vergleichen. Die deutschen Daten, die hauptsächlich in föderalistischen Strukturen erhoben werden, eignen sich allerdings für einen Vergleich mit den Daten aus Ländern, in denen das Gesundheitssystem zentralistisch organisiert ist, nur schlecht", so Werdan. "Wir möchten uns darum bemühen, in diesen internationalen Vergleichen nicht nur die ärztlichen Leistungen, sondern auch die Gesundheitsstrukturen in den jeweiligen Nationen mehr zu berücksichtigen."
MEDICA.de; Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.