Die Studie mit einer Laufzeit von zwei Jahren und 15 beteiligten Klinikzentren wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 1,5 Millionen Euro gefördert.
Die meisten Menschen trifft es völlig unerwartet. Allein in Deutschland erleiden jährlich 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Ein Drittel der Überlebenden sind von einer Aphasie betroffen, einer Sprachstörung, die als direkte Folge des Schlaganfalls auftritt. Der Verlust des Sprachvermögens kann aber auch durch Kopfverletzungen nach einem Unfall, durch einen Tumor oder entzündliche Gehirnprozesse ausgelöst werden. Während gut die Hälfte der Patienten ihre Sprache durch intensives Sprachtraining wiedererlangt, führt es in der anderen Hälfte zu einem langwierigen und chronischen Verlauf. Für die Betroffenen bedeutet der Sprachverlust einen tiefgreifenden Einschnitt in ihre Lebensqualität, da sie sich nicht mehr wie gewohnt ihrem Umfeld mitteilen können. Umso wichtiger sind ein aktives und intensives Sprachtraining.
"Eine intensive Sprachtherapie kann zu alltagsrelevanten kommunikativ-sprachlichen Verbesserungen bei chronischen Aphasien führen, wie in einer deutschlandweiten multizentrischen Studie gezeigt werden konnte. Allerdings sind die beobachteten Zuwächse vergleichsweise gering", sagt Flöel, Direktorin der Neurologischen Klinik an der Universitätsmedizin Greifswald (UMG). "Dieser Umstand bekräftigt die Dringlichkeit neuer Strategien in der Behandlung chronischer Aphasien, so etwa der therapiebegleitende Einsatz der Gleichstrom-Stimulation (engl. transcranial direct current stimulation; tDCS)."
Hierbei handelt es sich um ein gut verträgliches und in der Anwendung kostengünstiges Verfahren. Parallel zum Sprachtraining werden die entsprechenden Sprachareale im Gehirn durch leichte elektrische Impulse stimuliert, um die Lernabläufe zu erleichtern. Bis auf ein leichtes Kribbeln am Anfang ist das Verfahren, jeweils zweimal 20 Minuten, sehr schonend, nicht spürbar und ohne Nebenwirkungen.
Bisherige kleinere Studien haben gezeigt, dass Patienten in Tests nach intensiver Sprachtherapie und gleichzeitiger Gleichstrom-Anwendung in den betroffenen Gehirnarealen mittlere bis große Effektstärken erzielten. Um diese vielversprechenden Ergebnisse erfolgreich in die klinische Praxis zu überführen, bedarf es in einem nächsten Schritt einer größeren multizentrischen, wissenschaftlichen Studie mit ausreichender Probandenanzahl, Behandlungsdauer und aussagekräftigen diagnostischen Instrumenten.
MEDICA.de; Quelle: Universität Greifswald